Kurzerklärung Tai Chi
Die Chinesen sagen:
"Menschen, die Tai Chi praktizieren, erlangen die Geschmeidigkeit eines Kindes, die Kraft eines Holzfällers und die Klugheit eines Weisen".
Wobei: Die chinesische Kultur ist für Bescheidenheit und Untertreibung bekannt.
Es herrschen leider viele Mißverständnisse, Irrtümer und Fehlmeinungen.
Daher strebt der Tai Chi Gung - Landessportverein an, Aufklärungsarbeit in seinem angeschlossenen Mitgliederforum - www.taichianer.at - zu leisten. Dort findet man beispielsweise eine Artikelserie zu "Irrtümern bei Tai Chi", sowie einen Glossar.
Zuvor ist wichtig zu unterscheiden, dass mit "TAI CHI" und "Tai Chi" zwei verschiedene Dinge gemeint sind.

Der erste Begriff ist kosmologisch/philosophischer Natur (daher Großbuchstaben) und wird mit dem auch im Westen allseits bekannten "ying-yang-Symbol" dargestellt.
Anmerkung:
Das "ying-yang-Symbol" = "TAI CHI - Symbol" !
Der zweite Begriff "Tai Chi" ist eine im Westen "eingeschliffene" Abkürzung für das ursprünglich mit "Tai Chi Chuan" (andere Schreibweise: "Taiji quan" - beides gesprochen: "tai-tschi-tschu_an") bezeichnete Übungssystem, welches den Erkenntnissen und jahrhundertlang gemachten Erfahrungen in der Anwendung der "TAI CHI"-Philosophie folgt und diese beachtet.
Die Entstehung von TAI CHI als philosophische Grundlage liegt also mehrere Jahrhunderte in der chinesischen Vergangenheit (mehr im dazu findet sich im Mitgliederforum bzw. in Trainingsinfos im Downloadbereich).
Die zugehörige körperliche Betätigung, das Tai Chi Chuan (bzw.: Taijiquan, bei uns eben meist nur kurz: "Tai Chi", bzw. "Taiji" genannt) ist eine Gesundheits-, Körper-, Meditations- und Kampfkunst, welche Bewegungen aus dem Bereich des Kampfsports mit dem Chi-Fluss (bzw. der Qi-Energie), der Atmung, sowie Dehnungs-, Kräftigungs- und Lockerungsübungen kombiniert.

Die Trainingsgrundlagen und -hintergründe
finden sich also in der yin-yang-Philosophie (also: "TAI CHI") und der Theorie der acht chinesischen "Kraftwirkungen"
[Anm.: der "Ba Gua" - wie z.B. im "I Ging" - dem "Buch der Wandlungen" - beschrieben. Zusatz: "Ba" steht im Chinesischen für die Zahl "Acht".].
Der zentrale Bezug, ist wie die Darstellung des Symboles von "TAI CHI" zeigt, das Erkennen und der Ausgleich der polaren Ausprägungen von "yin" und "yang".
"yin" und "yang" können vereinfacht als "Pole" oder Synonyme für eine "Eigenschaftszuordnung" gesehen werden (mehr ebenfalls im Taichianer-Glossar unter "→yin" und "→yang").
Ein simpler Vergleich mit der Technik oder Physik würde dies als (Stab-)Magnet mit den Polen "plus" und "minus" darstellen.
Beispiele der Betrachtung: "oben-unten", "links-rechts", "schwer-leicht", "innen-außen", "hart-weich" usw. usf.
Jede Bewegung, jede Stellung, jede Haltung, ...ja jedes Körperteil, als auch die Atmung und "mentale Vorgänge" etc. - kurz: Alles(!) bei der Ausübung von Tai Chi Chuan - "folgt" diesem "Hintergrund der Betrachtung".
Dadurch werden Disharmonien erkannt und beseitigt, neue Harmonie und Ausgleich geschaffen, die körperliche Bewegung folgt natürlichen Rhythmen, das seelische Gleichgewicht wird wieder hergestellt und der Geist beruhigt.
Die "Kunstfertigkeit" - wenn man so möchte - besteht darin, dies während der Übung in allen Ebenen (Geist, Seele, Körper) umzusetzen. ...und: Dies "perfekt" zu machen.
Über den →Ursprung ranken sich viele Legenden.
Welche bevorzugt wird, hängt meist von (Familien-)Stil und Autor der Veröffentlichungen ab.
Das generelle Problem:
TAI CHI zu erklären, gleicht dem Versuch, jemanden den Geschmack einer Erdbeere zu erläutern.
Es ist und bleibt unzulänglich - bis man feststellen muss: „Koste sie. Dann weisst Du, wie es schmeckt!”.
Das Praktizieren von Tai Chi (Chuan) kann ebenso nur äußerlich und unzulänglich beschrieben werden, man kann es nur - sozusagen am eigenen Leib - erfahren.
Der Laie kann als Zuseher gar nicht ermessen, was die Übungen beinhalten. Beeindruckend erscheinen die harmonischen Bewegungen bei korrekter Ausführung allemal.
Der Zweck lässt sich mit einer Betrachtung und mit Zusehen allein, kaum bis gar nicht ergründen.
Vor diesem Problem standen schon westliche Besucher und Kolonialisten des alten China: Sie verstanden einfach nicht, warum täglich und überall auf den Straßen und in den Parks chinesische Menschen bei der Ausführung von "sonderlichen, langsamen Bewegungen" anzutreffen waren und wozu diese dienen sollten.
Da manche jener Bewegungen so gemacht wurden, als ob die Übenden soeben Schläge, Tritte oder Fußstösse gegen ein unsichtbares Gegenüber ausführten, wurde jene Bewegungskunst als "Schattenboxen" bezeichnet (...und abgetan!). Jene Bezeichnung wurde jedoch auch zu uns in den Westen überliefert.
Aber gerade jene Bezeichnung "Schattenboxen" vermittelt völlig falsche Assoziationen -
Denn: Es hat überhaupt nichts mit dem westlichen Verständnis von Boxen zu tun!
(Also besser: Den ursprünglichen chinesischen Begriff "Tai Chi Chuan" verwenden).
Fazit:
Die Betrachtung der Bewegungen (oder gar Fotografien als "Momentaufnahmen") lassen einem Laien keinerlei Rückschlüsse zu -
Oft ist genau das Gegenteil der Fall: "Was einfach erscheint, ist oft sehr schwer auszuführen - Was kompliziert und schwierig erscheint, ist oft ganz einfach".
Erkennen läßt sich das erst mit persönlicher Erfahrung -
Das heißt: Nur dann, wenn man es ausprobiert hat!
Fotobeispiele ("Standbilder"):
Das Erlernen und Üben von Tai Chi (Chuan).
Es gleicht dem Erlernen einer (neuen) Körpersprache, welche jedoch auch dem westlichen Menschen recht schnell vertraut und ursprünglich erscheint.
Körperlich gesehen, erlernt man Grundhaltungen, Positionen und Einzelbewegungen, welche schließlich in einem zusammenhängenden und harmonischen Bewegungsablauf – der sog. “→Form” – ausgeführt werden. Der rein körperliche Aspekt und deren - sozusagen: „mechanische” - Ausführung wird von den Chinesen als „leere” Form bezeichnet, welche es mit Geist und Seele „zu füllen” gilt.
Mit Fortschreiten erlernt man weitere Formen mit mehr und/oder schwierigeren Positionen, sowie die "Inhalte der Form" ("gefüllte Form"), kann von der Solo-Form (Einzelübung) zu Partnerübungen kommen und gelangt schließlich mit den Waffenübungen (Stock, Speer, Schwert/Säbel oder auch Fächer, usw.) zu einer "Verlängerung" des eigenen Körpers und seiner Möglichkeiten und somit weiteren Erfahrungen. Eine persönliche Entwicklung erscheint nach oben offen.
Die Umsetzung und das Erlernen als westliche Sportart und Training erfolgt bei Tai Chi Gung.
Videobeispiel für Tai Chi Chuan in Perfektion:
Dieser folgende Link verweist auf eine Download-Datei, worin Tai Chi (Chuan) in einem tollen Video - zumindest einmal in Perfektion - gesehen werden kann:
Hier Klicken (AVI-Format)→ so-sieht-tai-chi-chuan-aus-avi
Hier Klicken (MPeg2-Format)→ so-sieht-tai-chi-chuan-aus-mpg
Exkurs:
Qi Gong (früher auch: Ch'i Kung, oder Qi Kung) bezeichnet die Zusammenfassung der Übung des Chi im Stehen oder Gehen und fand ursprünglich in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) als eine der fünf Behandlungsmethoden, dem Yangshen - der Kunst der Lebensverlängerung, seine Anwendungen.
Heute finden sich hierunter sowohl eine Vielzahl von "Einzelanwendungen" sowie auch "Formen", welche sich für den Laien kaum mehr von Tai Chi (Chuan) unterscheiden lassen können, als auch unterschiedlichste (Grundsatz-)Auffassungen und "Lehrmeinungen", welche sich grob in zwei divergierende Meinungen gliedern lassen. Die eine "Fraktion" geht davon aus, dass es ein "verfügbares, eigenes" Chi gäbe, welches "irgendwann einmal" aufgebraucht sei (d.h. womit der Tod einhergeht), die andere "Fraktion" stellt dem ein "universelles Chi" gegenüber, welches "nahezu endlos" aufgenommen werden könne.
Das Praktikum von Tai Chi (Chuan) - bzw. "Tai Chi Gung" - weist dem allem eine sozusagen "untergeordnete" Bedeutung bei, weil dieser Bereich einerseits in heilpraktische oder sogar ärztliche Belange fällt und andererseits "nur" einen Teilaspekt "des Ganzen" darstellt, welches die Übung von Tai Chi bedeutet.
...mehr im →Vergleich zu Qi Gong